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'Meine eigene Musik bedeutet mir sehr viel. Sie ist sehr melodisch mit einigen Twists und Überraschungen'
Iris Ornig
Bassist & Composer Iris Ornig is one of the most original female voices on today's New York jazz scene. Since her arrival in New York City in 2003 from Germany, she has played with an impressive roster of some of the most influential contemporary jazz musicians in New York.
Ornig is a gifted instrumentalist, a talented composer, arranger and a charismatic performer.
Her compositions are swinging, stormy, melodic, sensitive, playful, angular and straight-ahead with plenty of twists and surprises. She has performed at jazz clubs and festivals all over the United States, Europe and East Africa.
Im Gespräch mit Iris Ornig
Marion Graeber
27. Mai 2016
Du bist in Süddeutschland, in Konstanz am Bodensee, geboren.
Was bedeutet dir diese Region?
Der Bodensee ist auf alle Fälle meine Heimat und ich freue mich jedesmal an den See zurück zu kommen und Familie und Freunde zu treffen.
Wie bist du aufgewachsen?
Ich bin in einer klein bürgerlichen Familie aufgewachsen. Meine Eltern waren Flüchtlinge aus Slowenien.
Spielte die Musik in deinem Elternhaus eine übergeordnete Rolle?
Nein!
Was hast du als Teenager gehört?
Nena, Michael Jackson, Prince, Miles Davis, Jaco Pastorius, John Coltrane.
Wie bist du zur Musik gekommen? Wie zu deinem Musikinstrument - dem Bass?
Mein Freund hat mich gefragt, ob ich in einer Rock Band den Bass spielen möchte.
Seit wann spielst du Bass?
Ich habe im Alter von 16 Jahren angefangen!
Beschreibe deine Liebe zu deinem Musikinstrument. Was macht es aus?
Dankbarkeit!
War es immer schon dein Wunsch Musikerin zu sein?
Nein! Ich habe Volkswirtschaft studiert bis zum Vordiplom und dann habe ich mich entschlossen Musik zu studieren.
Du hast in St. Gallen/Schweiz und London/GB studiert - zog es dich immer schon ins Ausland? Hinaus in die Welt?
Mmh... Nach meinen Abschluss in St. Gallen bin ich für ein Jahr an die Guildhall School in London, um dort zu studieren. Danach bin ich wieder nach Konstanz zurück.
Du lebst seit 2003 in New York City. Machst dort Musik. Warum diese Stadt? Was bedeutet sie dir als Mensch/Frau/Musikerin?
Ich lebe seit einigen Jahren in Westvillage und verdiene meinen Unterhalt mit Musik. Ich leite jeden Montagabend eine Jamsession im Club Jazz at Kitano. Ebenso spiele ich in verschiedenen Formationen – Glamour Tango / eine Frauenband mit Tänzerinnen geleitet von Polly Ferman. Ich bin die Bassistin bei Lady Leah und anderen Sängerinnen. Ich habe meine eigenen Formationen - Iris Ornig ‘The IO-5’ ( Abkürzung für meine Initialen und fünf Musiker). Iris Ornig - Re-imagines Michael Jackson und zwei neue Projekte in der Bearbeitung: Iris Ornig with String Quartet. ... Und ich rearrangiere gerade Prince Songs.
Wie kann man sich das Musikgeschäft in New York vorstellen? Was sind die Vorteile? Welches die Nachteile?
Das Tolle ist, wenn Du deine eigene Auftritt hast kannst Du sehr gute Musiker anrufen und fragen, ob sie Zeit und Lust haben in deinem Projekt zu spielen. Die Vielzahl an sehr guten Musikern ist immense.
Das weniger Tolle ist, es hat so viele Musiker in New York, dass die Auftrittsmöglichkeiten limitiert sind.
Sicher hast du viele interessante Begegnungen mit anderen Musikern. Mit wem hast du gespielt?
Gespielt habe ich mit Gretchen Parlato, Nir Felder, Helen Sung, Kurt Rosenwinkel, Joel Frahm, Marcus Gilmore, Rebecca Martin, Fabian Almazan und vielen anderen!
Hast du musikalische Vorbilder? Lieblingsmusiker?
Auf alle Fälle und viel zu viele. Hier ein paar Namen: Charlie Haden, John Coltrane, Miles Davis, Marie Schneider, Herbie Hancock, Brian Blade, Billy Childs
Einen Lieblingssong?
Zu viele!
Du komponierst selbst. Was bedeutet es dir deine eigene Musik zu machen? Wie klingt sie - deine Musik?
Meine eigene Musik bedeutet mir sehr viel! Meine Musik ist sehr melodisch mit einigen Twists und Überraschungen.
Wo/wie bekommst du deine Inspiration?
Musik, Bilder, Farben, Erlebnisse!
Wie und wo tauchst du am liebsten ab?
Beim Komponieren!
Wo ist dein 'favorite place' in New York?
Jeder Jazz Club und jede Konzerthalle!
Was bedeutet dir der Jazz? Wie siehst du die Rolle des Jazz in den USA und in Europa?
Jazz ist heute sehr offen und weiträumig. Jazz ist nicht mehr speziell!
Was ich ganz gut finde. Norah Jones hat einen Grammy gewonnen mit der Aussage Jazz-Artist Ist es Jazz? Esperanda Spalding hat ebenso einen Grammy gewonnen – Jazz Bassistin. Mit diesen zwei Künstlern möchte ich einfach zeigen, dass der Jazz nich nur bebop oder swing ist.. Jazz ist viel komplexer und gleichzeitig sehr einfach!
Hast du manchmal Sehnsucht nach deiner alten Heimat?
Ja und nein. Ich bin ganz glücklich hier in NYC!
Was sind deine Ziele?
Für Orchester zu komponieren und Filmmusik zu schreiben!
Erzähle von deinen Projekten ..
Meine zwei neuesten Projekte:
Prince aus einer anderen Sicht: Besetzung: 2 Gitarren, Saxophon, Bass und Schlagzeug!
Eine Band mit Streichquartett
Wo, in welchen NYC Clubs bist du anzutreffen? Wo ist der Jazz?
Jazz at Kitano, Jazz Standard, 55 Bar, Smalls, Jazz Gallery
Hast du ein Lebensmotto?
Ich beklage mich nicht und ich möchte immer dazu lernen!
Verfolgst du ein soziales Engagement?
Nein in Bezug auf das grosse Umfeld. Aber, ja im kleinen Umfeld. Ich helfe alten Menschen bei Computerproblemen, bei kleinen Haushaltsarbeiten. Ich helfe bei Alltagsorganisationen, oder ich trage einfach mal die Einkaufstasche vom Laden zur Haustüre.
Was wünschst du dir ... Für dich? Dein Umfeld? Für die Musik? Den Jazz? Für die Welt?
Glück, Segen, Frieden und Freude
Lieben Dank Iris. Alles Liebe!
'Ohne Freundschaft wäre Musik auf dieser offenen Ebene nicht möglich'
Sabeth Pérez
Vor kurzem gründete Sabeth Pérez mit Kommilitonen aus Köln ihr eigenes Quartett, mit neuen Stücken, zugeschnitten auf die drei Mit-Künstler. Felix Hauptmann - Piano, Alexander Dawo - Bass und Leif Berger - Drums. Für den Herbst 2016 ist eine CD- Produktion vorgesehen.
Das Sabeth Pérez Quartett erzählt durch modernen, lyrischen und instrumentalistisch geprägten Jazz mit Anteilen freier Improvisation die Geschichte eines wachsenden Puzzles von Erfahrungen.
2014 nimmt sie das Album "Guaraní" auf, mit klassischem Orchester plus Big Band, feat. Chris Potter, und ist nun seit zwei Jahren verstärkt auch mit kleineren Ensembles unterwegs. Seit einiger Zeit singt sie überwiegend eigene Kompositionen.
Im Gespräch mit Sabeth Pérez
Marion Graeber
12. Mai 2016
Was bedeutet Ihnen Musik?
Meine eigene Art der Freiheit, alles mehr oder weniger ungefiltert und ehrlich auszudrücken, was sich auf verschiedenen Ebenen in mir abspielt. Deshalb auch der Jazz, der in meiner Definition genau dadurch in allen Variationen lebt und so persönlich sein kann.
Wo würden Sie Ihre Musik einordnen?
Ich würde unsere Musik mit unter den "Modernen Jazz" fassen.
Wann haben Sie Ihre Stimme als Ihr Instrument entdeckt?
Bei der Stimme ist das selten genau zu sagen, da man als Sänger das Instrument jeden Tag auch anderweitig benutzt. Da sind die Übergänge oft fließend! Mein Vater ist Komponist und Saxofonist und so bin ich in einem sehr musikgeprägten Umfeld aufgewachsen und habe sehr früh spielerisch mein Interesse gefunden und vertieft. Den traditionellen Jazz habe ich erst etwas später entdeckt, und dann mit den Anfängen meines Studiums wirklich aufgenommen.
Wo sind Sie geboren? Wann?
Ich bin in Heidelberg geboren. 11.4.1992
Wo sind Sie aufgewachsen?
Köln, eine der, so sagt man, Musikhochburg Deutschlands mit viel Zugriff auf Konzerte und andere kulturelle Einflüsse jeglicher Art.
Sie haben lateinamerikanische Wurzeln (Argentinien). Haben Sie Verwandte dort? Besuchen das Land?
Mein Vater ist Argentinier aus einer großen Familie, und ich wuchs zweisprachig auf.
Seine Musik ist stark folkloristisch beeinflusst und da ich früh auch seine Musik sang (vornehmlich in Bigbands, u.a. WDR Bigband, Bigband des Hessischen Rundfunks, Cologne Contemporary Jazz Orchestra), übernahm ich sicher etwas seiner Melodieauffassung und harmonischen Ästhetik. Ich wäre jedoch gern häufiger in Argentinien.
Haben Sie Berührungspunkte mit dem Tango Argentino? Tanzen Sie?
Leider nein. Ich muss dazu sagen, dass der Tango Argentino vor allem in Buenos Aires getanzt wird, auch wenn er sich ausgebreitet hat. Auf dem Land, wo meine Wurzeln liegen, sind andere Rhythmen und Tanzstile häufiger anzutreffen. So ist viel Volksmusik im Norden Argentiniens vor allem von indigenen Völkern geprägt, die dort wohnten, bevor die Spanier kamen... (bedeutungsvolles schweigen)
Mögen Sie Astor Piazzolla?
Ja! Sehr schöne Musik!! Höre ich gern!
Wann haben Sie das Sabeth Pérez Quartett gegründet? Wer spielt mit? Wie haben Sie sich kennen gelernt?
Ich gründete das Quartett, als ich das Schreiben eines Programms eigener Stücke für ein Quartett angefangen hatte und suchte das Ensemble bei Konzerten und Proben danach aus, was ich am meisten als ähnlichen Charakter empfand. Eigene Musik, und vor allem solche mit viel freien, improvisierten Anteilen, braucht Menschen, die, ohne ihre eigene Spielweise zu vernachlässigen, die Stücke des Komponisten erkennen und in die Richtung weiter wachsen lassen, die durch Noten und Akkorde auf dem Papier angedeutet wurde. Diese Menschen fand ich in Köln und Berlin.
Sie sind gemeinsam auf Tour. Wie ist das Verhältnis, die Freundschaft untereinander?
Wunderbar! Ohne Freundschaft wäre Musik auf dieser offenen Ebene nicht möglich! Wir albern herum, was das Zeug hält, trinken zusammen ein Weinchen, sind offen und ehrlich, und besuchen gegenseitig unsere Konzerte.
Schreiben und arrangieren Sie Texte, Musik selbst?
Ja, fast ausschließlich. Es gibt immer wieder wunderschöne Stücke, die schon gespielt wurden, zu denen man eine so persönliche Bindung aufbaut, dass man sie noch einmal neu interpretieren kann, aber das ist nicht immer gegeben... Als müsste ein Maler immer dasselbe Motiv malen, wie sein Kollege. - er kann nur, wenn er selbst angeregt ist, andere Farben verwenden, oder durch andere Techniken neue Strukturen einbringen. Sonst wird das Bild nie leben und berühren. Und das ist doch das größte Geschenk!
Was sind Ihre momentanen/zukünftigen Projekte?
Neben zwei weiteren Ensembles mit denen ich viel unterwegs bin und für die ich mit Kollegen schreibe, und manchmal anderen Nebenprojekten, möchte ich vor allem für das Quartett viel Zeit haben. Nächstes Jahr ist eine CD- Aufnahme geplant, Stücke werden sowieso immer geschrieben, wenn ein neues Motiv daherkommt, von dem ich erzählen möchte.
Was sind Ihre Ziele?
Mit hauptsächlich meiner eigenen Musik meinen Lebensunterhalt verdienen zu können, weiterhin immer mehr zu lernen und in der Musik dem Moment zuhören zu können. Durchlässig zu bleiben für alles, was daherkommt.
Haben Sie musikalische Vorbilder?
Einige... Aus aller Herren Länder und Musikstile. Ich höre alles, was gut ist und mich berührt.
Was wünschen Sie sich ...
Beruflich und musikalisch gesehen vor allem mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung des Jazz
Vielen Dank für das Interview
THE JAZZ&MORE COLLECTIVE
Der Name dieses Künstlerkollektivs ist zugleich das Motto eines seit vielen Jahren regelmäßig an der Landesakademie in Ochsenhausen stattfindenden
Musikworkshops, bei dem die acht Mitglieder des Ensembles auch das Dozententeam bilden.
Die renommierten Musikerinnen und Musiker, darunter vier Jazzprofessoren und vier Landesjazzpreisträger (BW), sind nun – unterstützt durch die Baden-Württemberg Stiftung und die Bauder Stiftung – gemeinsam auf Tournee, um Kindern und Jugendlichen die Freude an zeitgemäß improvisierter Musik
näherzubringen.
'What a wonderful world'
'Ich glaube an das Gute.
Die Version von Louis Armstrong fühle ich immer in meinem Herzen'
Dizzy Krisch
Dizzy Krisch ist ein Vibraphonist aus Leidenschaft und seine Konzerte besitzen diesen wohligen Charakter. Sein Vibraphon spielt er mit seinem Herzen und auch die Interaktion mit seinem Publikum ist herzlich und geprägt von einer gewissen Leichtigkeit. Sein Talent, sein Können und seine unverwechselbare Art machen ihn, als Musiker und auch als Mensch, zu einem Sympathieträger.
Interview mit Dizzy Krisch
Von Marion Graeber
9. Dezember 2013
Sie sind 1954 in Schramberg geboren. Wie war Ihre Kindheit, wie sind Sie aufgewachsen?
Ab wann spielte die Musik eine Rolle in Ihrem Leben? Haben Sie Geschwister?
Hatte eine ausgesprochen schöne Kindheit. Natur und Musik spielten eine große Rolle. Meinen ersten Klavierunterricht hatte ich mit sechs Jahren. Mit neun folgten die ersten Konzerte mit den Brüdern Claus und Thomas im Krisch Junior Quartett.
Ihr Geburtsname ist Martin – wie kam es zu Dizzy?
Scheinbar war das Wort 'Dizzy' eines meiner ersten Laute. Das hat meinen Vater, der auch Musiker und Künstler war, an Dizzy Gillespie erinnert. Seither nennt man mich so.
Seit wann spielen Sie Vibraphon? Warum haben Sie sich für dieses Instrument entschieden?
Seit meinem neunten Lebensjahr. Es klingt schön, sieht gut aus und es stand bei uns im Haus, da mein Vater auch ein Jazzquartett mit Vibraphon leitete und die Proben des 'Krisch Senior Quartetts' bei uns stattfanden.
Ihr Vater, Franz Krisch gründete eine Kinderband, als Sie neun Jahre alt waren. Wurden Sie musikalisch stets von Ihren Eltern unterstützt? Wie war Ihr Verhältnis?
Immer.
Ich hatte ein gutes Verhältnis, besonders als Jüngster in der Familie.
Ab welchem Zeitpunkt wussten Sie, dass die Musik Ihr Leben ist?
Spätestens nach dem ersten Konzert.
Wie waren die Anfänge? Welche Bühnen bespielten Sie?
Die ersten Auftritte waren in Schulen, Gemeindezentren und auch kirchlichen Einrichtungen. Später wurden wir als "die jüngste Jazzband der Welt" gefeiert und spielten auch auf den Festivals in Wien, Zürich und anderen Städten. Fernsehauftritte in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wir waren richtige "Wunderkinder".
1963 – Sie haben Ihr 50jähriges Bühnenjubiläum – Sind Sie glücklich, dieses musikalische Leben zu führen?
Ja, unendlich glücklich. Es ist ein großes Privileg.
Was bedeutet Ihnen die Musik? Was bedeutet Ihnen der Jazz?
Verständigungs- und Ausdrucksform, Freiheit, Lebensplattform. Im Jazz kommt noch die momentane Improvisation dazu.
Was ist die Besonderheit am Vibraphon? Welche Möglichkeiten haben Sie, sich mit diesem Instrument auszudrücken?
Es ist Melodie-, Harmonie- und Schlaginstrument in einem. Die Möglichkeiten, die ich in den vergangenen 50 Jahren erarbeitet und kultiviert habe.
Beschreiben Sie Ihre Art ‚zu spielen‘
Ich liebe einen "runden, weichen Ton", aus dem sich dann wohl phrasierte Melodiebögen entwickeln.....sollten. Ansonsten spiele ich dieses Instrument mit ganzem Körpereinsatz für alle erdenklichen Nuancierungen... ich glaube, dass ich eher zu den Vibraphonisten gehöre, die lieber weniger als mehr Töne spielen.... Egal welchen Jazz ich spiele: Es muss immer swingen.
Wie entstand Ihre Leidenschaft für die Jazzmusik?
Es war von Anfang an die Musik, die ich am meisten gehört habe. Ich bin mit dem Jazz aufgewachsen.
Nennen Sie ein paar markante, musikalische Stationen Ihres Lebens
Mein erstes Klaviervorspiel mit einem Stück von Kabalewsky mit sechs. Mein erstes Konzert im Wiener Konzerthaus mit elf. Meine erste Plattenaufnahme als 16jähriger (inzwischen sind es um die 30 CDs). Meine erste Auslandstournee (Spanien) als 29jähriger. Mein erstes festes Engagement in einer "Fremd"-Band (Claus Stötters Nevertheless) als ich 31 Jahre alt war. Mein erstes gemeinsames Konzert mit meinem Sohn, Anselm mit 46. Mein erstes Konzert im "Mutterland" des Jazz, unter anderem in Chicago, als 54jähriger. Die drei tägige CD-Einspielung meines Orgelprojekts "Des Menschen Seele gleicht dem Wasser.... Reflexionen an der Donau in der Stiftskirche Tübingen, mit 57. Davor, dazwischen, danach, jeden Moment - des musikalischen Zusammenspiels - der musikalischen Entdeckung - des Freude schenkens mittels Musik.
Lionel Hampton meinte, er habe das Spielen des Vibraphons in 15 Minuten erlernt, was sagen Sie dazu?
Ich hab's in zehn Minuten geschafft...:-)
Wer gehörte, Ihrer Meinung nach, zu den ‚großen Vibraphonisten‘?
Milt Jackson, Bobby Hutcherson, Walt Dickerson
Nennen Sie mir gerne Ihre musikalischen Weggefährten
Meine Brüder, Elmar Schrepfer (dr), Uwe Heitz (dr), Claus Stötter (trp),Dieter Schumacher (dr), Karoline Höfler (b), Susanne Götz (cem), Charly Antolini (dr), Hugo Strasser (cl), Horst Allgaier (org) und viele viele mehr.
Welche Songs liegen Ihnen am Herzen?
Ich spiele gerne Blues aus den 1950 bis 1960ger Jahren des Jazz. Dann liebe ich Balladen (Nearness of You, Nature Boy, Georgia und viele mehr). Es gibt so viele wunderbare Stücke aus dem großen amerikanischen Songbook, da fällt eine Auswahl schwer. Die eigenen Stücke haben natürlich einen besonderen Bezug. Aber ich liebe auch Chopin, Bach und Messiaen sowie Ausflüge in die experimentellen, zeitgenössischen Improvisationsformen.
Auf welchen Bühnen spielen Sie? Gibt es Clubs in denen Sie besonders gerne spielen?
Auf allen, die es wollen. Mit Musikern wie Charly Antolini oder Hugo Strasser spiele ich meistens in großen Konzertsälen. In den Jazzclubs gibt es immer eine besondere Atmosphäre und deshalb spiele ich auch gerne in solchen. Dank meiner langen Kariere kenne ich sehr viele davon. Das Publikum ist in jedem Club interessiert und der Musik zugänglich (sonst würden sie nicht in einen Jazzclub gehen). Ansonsten gibt es auch neue Spielorte, in denen es noch vor wenigen Jahren unvorstellbar gewesen wäre Livejazz zu hören. Auch das finde ich gut. Wenn man in einer Kirche oder in einem großen Konzertsaal wie beispielsweise dem Prinzregenten-Theater in München oder dem Kuppelsaal in Hanover spielt, ist man schon sehr fasziniert von der Architektur der Spielstätten und manchmal beschleicht mich auch ein wenig ein ehrfurchtsvolles Gefühl. Aber ich versuche immer, unabhängig vom Ort, für die Zuhörer zu spielen und alles zu geben - egal ob im Konzertsaal oder im kleinen Jazzclub.
Wie sehen Sie die Stuttgarter Jazzszene?
Stuttgart kann sich glücklich schätzen. Dozenten und Studierende der Hochschule tragen sehr, sehr viel zu einer neuen Szene bei. Die Diskussion über eine Schließung des Jazzstudienganges ist auch deswegen ein Unding, sowie alle geplanten Kürzungen auf diesem Gebiet, auch in Trossingen und Mannheim. Gleichzeitig erhalten sich auch die traditionellen Clubs in der Stadt und tragen so zur Vielfalt in der Jazzszene bei. Der Jazzclub BIX , die Kiste und die JazzHall stehen für die Hauptlokalitäten Aber die wichtigsten Elemente zur Schaffung und Erhaltung einer Jazzszene sind die Menschen, die bereit sind, sich dafür einzusetzen, in welcher Form und wo auch immer. Die Zusammenarbeit wie beispielsweise zwischen SWR Bigband und Hochschule finde ich super, genauso wie die unermüdliche Arbeit der IG-jazz und anderer, meist ehrenamtlicher Liebhaber und Organisationen dieser Musikform. Die Szene hat deshalb mehr Achtung verdient. Die Qualität der Szene bestimmen aber nur die Musiker selber. Es gibt so viele großartige Jazz-MusikerInnen in dieser Stadt, die es zu halten gilt.
Sie leben in Tübingen? Erzählen Sie mir etwas über Ihr Leben dort
Seit 30 Jahren lebe ich nun schon in Tübingen, zusammen mit meiner Frau, der Künstlerin Susanne Höfler. Sie, Ihre Bilder, meine Musik und unser großer Freundes- und Bekanntenkreis machen mein Leben hier sehr schön und bereichern es jeden Tag. Zudem wohnt auch noch unser Sohn, Anselm in Tübingen, mit dem ich mich - wann immer es die Termine zu lassen - gerne zum gemeinsamen Musizieren treffe. Ich habe hier vor fast 30 Jahren den Jazzclub Tübingen e.V. mitbegründet und war über zwei Jahrzehnte lang erster Vorsitzender des selbigen. Ausserdem habe ich die Jazz- und Klassiktage Tübingen mit ins Leben gerufen und habe somit zu allen Jazzinstitutionen und vielen anderen kulturellen Einrichtungen engen Kontakt. Kurzum: Mit Tübingen bin ich fest verwurzelt.
Wenn man schon so lange ein Musikinstrument spielt – wie oft müssen Sie proben?
Ich spiele jeden Tag. Entweder Klavier oder Vibraphon. Ich bereite mich auf jedes Konzert speziell vor, auch wenn ich das Programm schon 100 mal gespielt habe.
Wie sieht Ihr Tag aus?
Jetzt im November : Grau :-)
Wie anstrengend ist so ein Clubkonzert?
Etwas, eine kleine Spur anstrengender als früher....
Lieben Sie Ihr Vibraphon nach 50 Jahren so wie am ersten Tag?
Mehr noch! Wir haben immerhin schon vieles gemeinsam erlebt! .....in all den Jahren; das verbindet......
Welche Wünsche und Träume haben Sie?
Ich träume von einem noch lange anhaltenden Leben mit einer gesunden und glücklichen Familie und noch vielen Konzerten mit neuen und den alten Musikerkollegen und wünsche mir, dass diese Träume wahr werden.
Am Ende eines jeden Konzerts spielen Sie „What a wonderful world“. Warum?
Weil ich an das Gute glaube und weil ich die Version von Louis Armstrong immer in meinem Herzen fühle.
Herzlichen Dank und alles Liebe